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Leben in Gemeinschaft: Die Rückkehr der Kommunen

Immer mehr Menschen erkennen, dass es kein unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten gibt. Wenn wir überleben wollen, müssen wir weniger verbrauchen, nachhaltiger wirtschaften – zum Beispiel in Kommunen, also Lebensgemeinschaften, in denen die Menschen sich die Ressourcen teilen

Zuletzt aktualisiert am 19. Februar 2023 um 18:59

Mein Zeitfragen Feature im Deutschland über das Leben in „Kommunen“, in denen die Bewohner*innen ihr Leben und all ihr Geld miteinander teilen:

Die lange Fassung (151 Minuten) meiner Reportage aus verschiedenen Kommunen „Leben in Gemeinschaft – Vom Glück und Unglück des Teilens“   hat der Deutschlandfunk am 18.2.2023 in seiner „Langen Nacht“ ausgestrahlt.

Sendung: Zeitfragen, Deutschlandfunk Kultur

Regie: Giuseppe Maio

Autor: Robert B. Fishman

Redaktion: Martin Hartwig

Der Mensch, heißt es, sei ein soziales Wesen. Menschen haben über Jahrtausende in Gemeinschaften zusammengelebt: Großfamilien, Sippen, Dörfer, Clans. Die Vorstellung, jeder und jede allein sei seines oder ihres „Glückes Schmied“ ist relativ neu – ein Produkt der Aufklärung und des frühen Kapitalismus im ausgehenden 18. Jahrhundert.

Nach 40 Jahren „Neoliberalismus“ und Privatisierungen hat sich der gesellschaftliche Wind wieder gedreht. Spätestens die Banken-, Schulden- und Finanzkrise hat gezeigt, dass die „freie Marktwirtschaft“ allein kein gutes Leben für alle schafft. Hinzu kommt die Klima- und Energiekrise. Immer mehr Menschen erkennen, dass es kein unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten gibt. Wenn wir überleben wollen, müssen wir weniger verbrauchen, nachhaltiger wirtschaften – zum Beispiel in Kommunen, also Lebensgemeinschaften, in denen die Menschen sich die Ressourcen teilen: vom Wohnraum über Autos bis hin zum Einkommen und Vermögen. Wer teilt, hat mehr vom Leben: mehr materielle Güter, mehr Freunde und manchmal auch mehr Probleme. Robert B. Fishman hat sich in solchen Lebensgemeinschaften umgehört: der Kommune Niederkaufungen , dem Lebensbogen, ebenfalls in Nordhessen und der Stadtkommune Locomuna in Kassel.

Die größte Landkommune: Niederkaufungen

Zwischen restaurierten Fachwerkhäusern im nordhessischen Niederkaufungen hängen Apfel- und Pflaumenbäume voller Früchte. An langen Tischen sitzen gut 20 Menschen im Schatten der großen alten Bäume beim Mittagessen. Dazwischen spielen die Kinder. Jeden Tag um 13 Uhr ruft die Gemeinschaftsküche zum Mittagessen für alle. Die meisten Kommunen haben eine solche Gemeinschaftsküche, die für alle einkauft und kocht. Das ist nicht nur praktisch. In großen Mengen kauft man auch billiger ein.

Der Weg in diese Idylle war für die rund 60 Bewohnerinnen und Bewohner der Kommune Niederkaufungen lang und oft beschwerlich. 1986 kaufte rund ein Dutzend Idealistinnen und Idealisten einen alten Bauernhof, um dort eine Kommune zu gründen. Getreu dem Motto „Alle geben, was sie können, und bekommen, was sie brauchen“.
Kritik an den Auswüchsen des Kapitalismus, an der Not und Ausbeutung im Globalen Süden und der Zerstörung von Natur und Umwelt brachte Menschen immer wieder zu der Frage: Wie können wir es besser machen? Vor allem in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren gründeten oft „Aussteiger“ genannte Menschen überall in Westeuropa Kommunen – gern dort, wo das Land billig war, wo große alte Höfe freistanden und die nächsten Nachbarn weit weg waren.
Den „Sozialismus im Kleinen“ wollten die Gründer aufbauen, gleichberechtigt und gleichwertig miteinander leben und arbeiten, die Trennung von Leben und Arbeit überwinden, ebenso die Entfremdung des Menschen von der Arbeit. Ein Leben im Einklang mit der Natur. Deshalb gründeten viele Kommunen Bio-Bauernhöfe.

„Es sind diese vielfältigen Beziehungen, dass ich hier eben Mensch bin und nicht nur Funktion, die Möglichkeit, in so nahen Austausch zu gehen, der jenseits ist von: „Wir nutzen uns gegenseitig aus“. Das finde ich ziemlich gut.“ Kommunardin Annette Birk

Von Robert B Fishman

freier Journalist, Autor (Hörfunk und Print), Fotograf, Moderator, Reiseleiter und mehr

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