Deutschlandfunk Systemfragen
Autor: Robert B. Fishman
Redaktion: Kathrin Kühn
Warum Menschen mitbestimmen wollen
Mein Beitrag in den Deutschlandfunk-Systemfragen:
Kurz vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen zeigte eine Umfrage des Allensbach-Instituts, wie wenig sich die Menschen vor allem in Ostdeutschland von der Politik gesehen fühlen. Drei von vier Befragten nannten die Politiker in Berlin „abgehoben“. Mehr als jeder und jede zweite sagte, wir lebten in einer Schein-Demokratie, in der die Bürger nichts zu sagen hätten. Fast zwei Drittel meinten, die Politik wolle ihnen vorschreiben, wie sie ihr leben zu führen hätten. Hilft mehr Bürgerbeteiligung gegen so viel Frust und vor allem – Wollen die Leute wirklich mitbestimmen? Ist nichts tun und schimpfen nicht der bequemere Weg? Nicht unbedingt, wie Robert B. Fishman für uns herausgefunden hat.
Sebastian Fesser erlebt Selbstwirksamkeit, wenn er einkaufen geht. Der Immobilienmakler hat im Bürgerrat Ernährung den Vorschlag gemacht, Energy-Drinks für unter 16-Jährige zu verbieten.
Fesser ist selbstständiger Immobilien-Makler in Hannover. Über einen Brief der Bundestagspräsidentin hat er sich zunächst gewundert. Er enthielt die Einladung beim Bürgerrat Ernährung mitzumachen – dem ersten vom Bundestag eingesetzten Bürgerrat. Die Organisatoren losten aus den Daten der Einwohnermeldeämter in ganz Deutschland einen möglichst repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung aus. Wer dabei war, wurde – wie Sebastian Fesser – zum Mitmachen eingeladen. Er war begeistert.
Doch stimmt es, dass die Menschen mitbestimmen wollen und dafür auch die Mühen langwieriger Beratungen und Diskussionen auf sich nehmen?
… Die erste Antwort wenn sie angesprochen werden, beteiligen sich bei weitem nicht alle. … im Rahmen des Bürgerrats Ernährung im Wandel haben 2200, das sind 11 % circa. Ja, wir sind daran interessiert…
Neun von zehn sagen ab oder reagieren gar nicht.
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