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Bulgarien: Unglücklich und kreativ

Die Menschen in Bulgarien, dem statistisch ärmsten Land in der Europäischen Union, blicken mit gemischten Gefühlen auf die Wahlen zum Europäischen Parlament. Vor allem gering Qualifizierte und ältere Menschen haben angesichts niedriger Renten von durchschnittlich etwa 150 Euro, kargen Löhnen und der verbreiteten Korruption resigniert. Sie wollen nichts mehr von Politik hören. Die meisten jungen gut  Ausgebildeten blicken dagegen zuversichtlich in die Zukunft.

Bulgarien: Meine Reportage aus Plovdiv und Sofia in der Weltzeit des Deutschlandradio Kultur:

Laden Love Plovdiv in der Magura Str. im Kreativquartier Kapana in Plowdiw, 25.10.2018, Foto: Robert B. Fishman

Die Menschen in Bulgarien, dem statistisch ärmsten Land in der Europäischen Union, blicken mit gemischten Gefühlen auf die Wahlen zum Europäischen Parlament. Vor allem gering Qualifizierte und ältere Menschen haben angesichts niedriger Renten von durchschnittlich etwa 150 Euro, kargen Löhnen und der verbreiteten Korruption resigniert. Sie wollen nichts mehr von Politik hören. Die meisten jungen gut  Ausgebildeten blicken dagegen zuversichtlich in die Zukunft. Sie sprechen meist fließend Englisch, oft weitere Fremdsprachen, und sehen vor allem die Chancen, die ihnen offene Grenzen, internationaler Handel und Investitionen ausländischer Unternehmen bieten. 

„Patrioten“ demonstrieren vor dem Parlament in Sofia gegen korrupte Politiker und die Regierung / Nationalist men demonstrating against the government and against corruption in Sofia, Foto: Robert B. Fishman, Foto Robert B. Fishman, 23.3.2019

Mehr als drei Millionen Bulgaren leben und arbeiten inzwischen im Ausland, wo die Gehälter bis zu zehn Mal höher sind als zu Hause. Der Wirtschaft des kleinen Landes mit noch sieben Millionen Einwohnern fehlen Fachkräfte, vor allem Ärzte, Pflegekräfte, Techniker und Ingenieure.  Junge bulgarische IT-Unternehmen gewinnen – auch dank des EU-Binnenmarkts – mit Know How und niedrigen Lohnkosten immer mehr Kunden im europäischen Ausland.

Doch die Reisefreiheit der EU nutzt auch denjenigen, die in Bulgarien keine Chance auf eine regelmäßige, einigermaßen anständig bezahlte Arbeit haben: Tausende Roma suchen Arbeit in Frankreich, England und vor allem in Deutschland. In Duisburg, Dortmund und anderen Ruhrgebietstädten schuften sie – unter oft unsäglichen Bedingungen als Tagelöhner – auf Baustellen, in Schlachthöfen und anderen schlecht zahlenden Branchen. 

 

Von Robert B Fishman

freier Journalist, Autor (Hörfunk und Print), Fotograf, Moderator, Reiseleiter und mehr

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