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Schottlands Gespür für Regen und roter Novembermohn

Zuletzt aktualisiert am 4. August 2017 um 18:48

Edinburgh, Okt. 2012, Wie viele Wörter gibt es für schottischen Regen? Es kann nieseln, fisseln, tröpfeln, gießen, schütten und es gibt diesen kaum wahrnehmbaren Regen, eher eine zu hohe Luftfeuchtigkeit, die es schafft, durch alle Ritzen zu dringen. Nach nicht mal einer Meile Fußweg fühle ich mich völlig durchnässt. Angekommen in einem Gästehaus an der Royal Terrace: Stuckdecken, dunkle, schwere Möbel, wuchtige, gemütliche Sofas und Sessel, 3 Meter hohen Sprossenfenstern mit Blick in einen weiten Park. „Wir versuchen, den Stil dieses wunderbaren, 300 Jahre alten georgianischen Hauses zu wahren“, erklärt der Vermieter mit einem stolzen Lächeln. „We are very lucky here.“ Im Wohnzimmerkamin versucht von flackernd beleuchtetes Plastikholz Gemütlichkeit eines Kaminfeuers zu verbreiten. Im Fernseher läuft die Übertragung einer Parlamentsdebatte.  Nach fast jedem Satz dröhnt ein murmeliges, vielstimmiges Yeah  aus dem Apparat, gedämpft von den dicken Teppichen und den schweren, dunklen Tapeten in der „Lounge“ des Gästehauses. Die Abgeordneten auf der Mattscheibe tragen wie so viele Passanten in der Stadt und überall in Großbritannien knallrote Mohnblüten aus Plastik am Revers. Die Poppies erinnern an das Ende des Ersten Weltkriegs im November 1918. Alle Einnahmen aus dem Verkauf der Anstecker gehen an Kriegsveteranen, deren Familien und die Hinterbliebenen „gefallener“ Soldaten.

Von Robert B Fishman

freier Journalist, Autor (Hörfunk und Print), Fotograf, Moderator, Reiseleiter und mehr

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