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Vernunft statt Sarrazin in der Integrationsdebatte: Sprachkurse für Migrantenkinder wie in Finnland

Lese die Ergüsse von Thilo Sarrazin und – noch schlimmer – die ihn bestärkenden dumpfen Leserbriefe in den Zeitungen dazu (krass: Die „Welt“ im Internet). In Turku (Finnland) habe ich mir auf der Suche nach Gründen, warum die in den PISA Tests so gut abschneiden, eine Schule angesehen. Dort sagte mir der Stadtschulrat , dass alle (Migranten)kinder, die die Landessprache nicht gut genug beherrschen, in kleinen Gruppen (4-5 Kinder / Lehrer) Finnischunterricht bekommen. Erst wenn der/die Lehrer/in sicher ist, dass ein Kind dem Unterricht in der Regelschule folgen kann, werden sie eingeschult. Dort bekommen die Kinder dann bei Bedarf weiterhin zusätzlichen Sprachunterricht. Die Sprachkurse beinhalten auch eine Einführung in die Regeln und Gebräuche des Landes. Warum haben wir das in Deutschland nicht? Weil es niemand bezahlen will. Da ist es billig(er), sich über die (angebliche) Integrationsunwilligkeit der jungen Migranten aufzuregen.

Von Robert B Fishman

freier Journalist, Autor (Hörfunk und Print), Fotograf, Moderator, Reiseleiter und mehr

3 Antworten auf „Vernunft statt Sarrazin in der Integrationsdebatte: Sprachkurse für Migrantenkinder wie in Finnland“

„Die Landessprache“? Der Herr Stadtschulrat war wohl finnischsprachig und nicht sehr gebildet… immerhin hat Finnland zwei Landessprachen. 😉

Da hast du recht lieber Robby.
Irgendwie komm ich mir manchmal bei dieser Integrationsdebatte vor wie im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (lautete so der Titel?).
Wenn ich mich zurückerinnere Ende der 70iger Jahre im letzten Jahrhundert: da hatten wir in der Ausbildung zur Erzieherin die Diskussion, dass wir etwas machen müssen für die Einwandererkinder. Die Initiativgruppe in München hat das ganz praktisch angefangen – mit viel ehrenamtlichem Engagement. Es gab keine Hilfe durch den Staat! Ganz im Gegenteil in der Ära Kohl wurde das Wenige an Integrationshilfen, das es gab, wurde zurückgeschraubt und das Ziel war „Rückkehrhilfen“
Es ist interessant: ich habe ja über die Jahrzehnte mit sehr vielen Menschen zu tun gehabt – und hörte häufig von Leuten: nein, zu mir nach Hause lade ich keine Fremden ein. Aber wie sollen Zuwanderer Einheimische kennen lernen und umgekehrt, wenn nicht auch im Privaten?
Und das unter der Hand gesagte von manchen Meistern: Nein, türkische Jugendliche nehme ich nicht als Auszubildende. Grade vor kurzem auch auf einer Messe: ich muss Rücksicht auf meine Gesellen nehmen, die kommen mit Ausländern nicht so klar.
Die Beispiele liessen sich fortsetzen. Natürlich gibt es auch die „anderen“. Aber derzeit kommt es mir so vor, als ob diejenigen, denen das Ganze nicht passt (sie meinen die Zuwanderung) sich viel stärker äußern können.
Da bleibt nur: mit Ruhe und Gelassenheit standhalten.
Oder?

@Finnlandschwedin: Stimmt, vor allem in Westfinnland sprechen viele Schwedisch. Im ganzen Land ist Schwedisch neben Finnisch gleichberechtigte Landessprache. ich habe das in meinem Blogeintrag weggelassen, weil es für die hiesige Integrationsdebatte nicht so entscheidend ist. Das Schwedische hat mich in Finnland gerettet. So konnte ich zumindest die Straßennamen auf den Stadtplänen lesen und mich orientieren 😉

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