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Plowdiw, Europäische Kulturhauptstadt 2019: Nähen für eine bessere Zukunft

Die Zukunftsnäherei bietet Roma-Frauen in Bulgarien eine Perspektive und braucht dafür unsere Unterstützung

Die Zukunftsnäherei bietet Roma-Frauen in Bulgarien eine Perspektive und braucht dafür unsere Unterstützung:

Bulgariens zweitgrösste Stadt Plowdiw feiert sich in diesem Jahr als Europäische Kulturhauptstadt 2019. Doch während die Innenstadt sich für die Besucher schick gemacht hat, verfällt am Stadtrand die grösste Roma-Siedlung Südosteuropas: Stolipinowo. Dort  leben mehr als 50.000 Roma.  

Hinter einem bewachten Tor stehen ocker-grau-braune, bröckelige Betonwürfel um eine zertretene Rasenfläche. Gebaut wurde das Areal vor 1989 für behinderte Menschen, die hier wohnen und arbeiten. Lange Flure führen zu einem Saal mit Nähmaschinen, an denen sechs junge Frauen sitzen. Sie unterhalten sich und scherzen in einer Sprache, die wie Türkisch klingt. Bulgarisch sprechen die meisten von ihnen kaum. Die Frage nach ihrem Lebenstraum beantworten sie mit verständnislosen Blicken. Sie möchten „nur“ einen Beruf lernen, Arbeit finden und ihr eigenes Geld verdienen. 

Die meisten Roma-Männer schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durch, handeln mit allem Möglichen, arbeiten bei der Müllabfuhr oder als Straßenkehrer. Schätzungen zu Folge können nahezu 80 Prozent der Roma in Stolipinowo weder lesen noch schreiben. 

Nähen für eine bessere Zukunft

Staat und Stadt haben das Viertel weitgehend aufgegeben. 90 Prozent der Roma in Stolipinowo finden keine regelmässige Arbeit. Die meisten Familien leben in Armut. Viele suchen deshalb nach  Wegen in die Schweiz, nach Deutschland oder England, weil sie sich dort eine bessere Zukunft erhoffen.  

Um den Roma auch zuhause eine Perspektive zu schaffen, hat eine bulgarisch-deutsche Nichtregierungsorganisation am Rande der Siedlung die „Zukunftsnäherei“ eröffnet. Ein Sozialunternehmen, das seit fünf Jahren beweist, das Roma mit einer guten Ausbildung sehr wohl Arbeit in Bulgarien finden können. Denn das Land und insbesondere seine Textilindustrie leidet unter einem extremen Facharbeiter-Mangel.

Die „Zukunftsnäherei“ bildet Roma-Frauen zu Näherinnen aus und garantiert ihnen einen anschliessenden Job in Textilfabriken der Umgebung.

Trotzdem bekommt die Näherei kaum Unterstützung. Meine Radioreportage für den Schweizer Rundfunk SRF 4 zum Nachhören:

Mehr über das Projekt und Infos zum Spenden findet Ihr / finden Sie bei Betterplace

Von Robert B Fishman

freier Journalist, Autor (Hörfunk und Print), Fotograf, Moderator, Reiseleiter und mehr

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