Deutschlandfunk: Aus Kultur und Sozialwissenschaften
Redaktion Kathrin Kühl, Autor: Robert B. Fishman
Ist sich in der Krise jeder und jede nur noch selbst der oder die Nächste? Entscheidend ist für den gesellschaftlichen Zusammenhalt auch, ob Wohlhabende die Not der Menschen in prekären Verhältnissen nachvollziehen können. Forschende zeichnen ein differenziertes Bild: Wenn alle um den Erhalt ihres Wohlstands kämpfen, schauen sie weniger auf andere. Gleichzeitig engagieren sich auch immer mehr Privilegierte ehrenamtlich für Menschen, denen es nicht so gut geht.
Quellen:
Interviews mit
- Prof. Berthold Vogel, Uni Gö SOFI
- Dr. Nathalie Grimm, SoFi GÖ
- Prof. (erem.) Wilhelm Heitmeyer, Uni Bielefeld
- Dr. Stefan Holubek-Schaum, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik Uni Bremen
- Prof. Dr. Philipp Wallmeier
- Georg Kamphausen, Uni Bayreuth, Soziologie
- Prof. Michael Hartmann, Elitenforscher
- Philipp Schäfer, Hochschule für Gesundheit, Bochum
Literatur:
Qualitatives Panel: Milieuspezifische Praktiken der Gefährdung und Wahrung gesellschaftlichen Zusammenhalts: und https://www.fgz-risc.de/detail/gesellschaftliche-konflikte-in-der-pandemie-neue-spaltungen-oder-alte-brueche
Studie der Bertelsmann Stiftung zur Wahrnehmung sozialer Gerechtigkeit, dpa-Zusammenfassung vom 9.9.2022 und Original
Deutschland-Monitor des Ostbeauftragten der Bundesregierung, 28.9.2022
Immer weniger Menschen finden, dass es in Deutschland gerecht zugeht.
Nur etwa jeder und jede Dritte empfindet sein oder ihr Einkommen als gerecht. Nicht einmal jede*r vierte ist der Meinung, dass die Menschen hierzulande nach Leistung entlohnt würden. Das ergab eine Umfrage, die die Bertelsmann-Stiftung Anfang September veröffentlicht hat. Drei von vier befragten waren der Meinung, dass der Staat mehr gegen die Unterschiede zwischen Arm und Reich tun müsse.
Tatsächlich werden an die 40 Prozent der Vermögen vererbt. Die Erben bekommen sie in den meisten Fällen ohne eigene Anstrengung. Das reichste Zehntel der Menschen in Deutschland besitzt 65 Prozent der Vermögen, die ärmere Hälfte rund ein Prozent. Eine Folge dieser Entwicklung: In Ostdeutschland sind nur noch 39% mit der deutschen Demokratie zufrieden, im Westen 59%. Vor zwei Jahren waren es noch deutlich mehr.
Getrennte Lebenswelten
Und: Immer seltener begegnen die Menschen Leuten, die in ganz anderen Verhältnissen leben als sie selbst. Doch stimmt es, dass Wohlhabende immer weniger Verständnis für Menschen in Not aufbringen? Tendenziell ja, sagen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Gleichzeitig engagieren sich auch immer mehr gut Situierte ehrenamtlich für Menschen, denen es nicht so gut geht. Wie passt das zusammen?
Mein Beitrag im Deutschlandfunk hier zum nachhören: