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Mit Charme und Chuzpe: Das israelische Restaurant Schmock in München

Deutschlandfunk Kultur, Sendung: Aus der jüdischen Welt

Das Schmock ist wieder da

Autor: Robert B. Fishman

Mit bitterböse-ironischen Plakaten wie „Deutsche, esst bei Juden“ hat das Restaurant Schmock in München bis 2016 provoziert. Auch die Jutetaschen mit dem Aufdruck „Judebeutel“ trafen nicht jedermanns Geschmack. Nach dem Gaza-Krieg 2014 gab es Angriffe gegen das israelische Lokal. Inhaber Florian Gleibs gab nach 16 Jahren das Schock auf und schloss den Laden. Jetzt ist das Lokal wieder da – und läuft. Die Plakate gibt es immer noch, leckeres Essen auch. Robert B. Fishman war da. 

Mit bitterböse-ironischen Plakaten wie „Deutsche, esst bei Juden“ hat das Restaurant Schmock in München bis 2016 provoziert. Auch die Jutetaschen mit dem Aufdruck „Judebeutel“ trafen nicht jedermanns Geschmack. Nach dem Gaza-Krieg 2014 gab es Angriffe gegen das israelische Lokal. Inhaber Florian Gleibs gab nach 16 Jahren das Schock auf und schloss den Laden. Jetzt ist das Lokal wieder da – und läuft. Die Plakate gibt es immer noch, leckeres Essen auch. Robert B. Fishman war da. 

„Deutsch, esst bei Juden“, steht auf einem der Plakate im Untergeschoss des Restaurants Schmock in München. Daneben heisst es unter einer 17-armigen Menorah: „Channuka verlängert, jetzt noch schnell Jude werden“. Auch die Jutetaschen mit der Aufschrift „Judebeutel“ gibt es noch. 

Oben serviert das israelisch-bayerisch-arabische Schmock-Team orientalische Spezialitäten. Neben dem Teller liegt eine Gabel, deren Stiel gedreht ist wie Pejes. Das sind die gewundenen Schläfenlocken der frommen chassidischen Juden.

Das Judentum ist Wirt Florian Gleibs wichtig. Allzu ernst nimmt er es nicht.

… Jeder soll daran glauben, was er will. Ich bin in erster Linie mal wirklich pro Israel, weil meine Familie in Israel lebt. Aber ich bin nicht der religiöseste Mensch auf der Welt. Deswegen sage ich, mir geht es um Israel…

Schon die Geschichte seiner Eltern zeigt, wie weit man mit der richtigen Mischung aus Chuzpe, Charme und Humor kommen kann.

Meine Mutter ist in Europa herumgereist.… Da war sie … Anfang 20, als am Berliner Flughafen … mein Vater hat da gearbeitet, der sie mit folgendem Satz aufgerissen, mit „I can show you Berlin.“ Es würde heutzutage gar nicht mehr funktionieren, weil jeder denkt, er wird verschleppt. Aber scheinbar hat es 1967 funktioniert.

Gleibs Mutter ist Israelin mit irakischen Wurzeln, sein Vater Deutscher, Sohn Florian Münchner mit einem Bein in Israel. Sein Restaurant Schmock führte er bis 2016 in der damals wenig belebten Augustenstraße zwischen Schwabing und der Innenstadt. 

Nach dem Gazakrieg 2014 blieben die Gäste aus. Viele kamen nicht mehr, weil sie Angst vor Anschlägen hatten. Andere wollten nichts mehr mit den angeblichen Aggressor Israel zu tun haben. Manche bedrohten Wirt und Angestellte. Antisemitismus gibt es auch in München.

 ….Ich glaube mittlerweile, dass es sichtbarer geworden ist, weil man durch dieses Anti-Israel-Bashing … kann man sich ein bisschen freier ausleben…

Gleibs, ein lockerer, jungenhafter Typ um die 50, helles Haar, blaue Augen, gab auf.

Also es ist schon so, ich wollte das nie mehr machen, habe gesagt, ich verkaufe keine Falafel mehr, lieber Frühlingsrollen.

Er wollte ein unverfängliches asiatisches Lokal aufmachen.

Fünf Jahre später lud ihn der Intendant des Münchner Volkstheaters Christian Stückl ein, am neuen Theaterstandort im Schlachthofviertel das Schmock wieder zu eröffnen. Gleibs sagte zu.

00:06 … der Christian Stückl ist ein großer Freund der Sache und war früher auch sowieso viel im Schmock. Und da ich mit dem sehr, sehr gut harmoniere, war es eigentlich irgendwie klar, dass das so passiert. …

Im top-modernen Theater-Neubau fühlt sich der Wirt willkommen und sicher.

00:06 … wir kochen natürlich … fürs Volkstheater …, für die ganzen Schauspieler, für die Techniker und die kommen rüber zu uns und da wird gegessen und getrunken und nach den Vorstellungen, natürlich kommen die ganzen Theatergäste auch zu uns…. das gehört schon alles zusammen.

Auch das israelisch-arabische Team in der Küche hält zusammen. Koch Ibrahim ist Palästinenser. Er spricht wie sein Chef Hebräisch. 

Ich habe 8 Jahre gearbeitet in Israel. In Rishon Le Ziyon und in Tel Aviv ich habe gearbeitet…. Gut und hier auch gut. … Alles passt. …. 

Florian:

Wenn er in Israel gearbeitet hat… am Ende des Tages essen wir genau das selbe. Er weiß genau, was gegessen wird. Aus dem FF haut er das raus

Ibrahims ägyptischen Kollegen Sabry stellt der Chef so vor: „Früher haben wir für die gearbeitet. Wir haben die Pyramiden gebaut. Jetzt arbeitet er für uns. Schon in Sharm el Sheikh hat der stämmige Koch viele israelische Gäste bewirtet. Kein Problem.

… this politic outside, …,… we all the same family … And in Egypt too, we have a lot of friends … from Israel and we live together without any problem…. 

Das Schmock-Team nennt Sabry seine Familie…

 we have from Palestine, we have from Pakistan. … And the chef, we, we family here from the one person from Sudan and another from Algeria …

Bunt wie die Mitarbeiterschaft ist die Küche des Schmock, ein Mix aus israelisch-arabisch, deutschen und anderen Spezialitäten.  

Neben Currywurst-Schranke, Faroer-Lachs,  Cheese- und Hummus-Burger finden sich israelische und arabische Leckereien auf der Karte – gerne auch mit bayerischem Einschlag wie die Mekka-Liesl: Geschmortes Ofengemüse mit arabischem Reis „Schel Safta“ – hebräisch für meine Oma – und Rosinen. Die Crême Brulé „Bdalek“ bekommt hier eine israelisch-arabische Kardamon-Note und die Schokotarte „Ugat“  – hebräisch für Kuchen – einen Minzgeschmack.

Der Wirt empfiehlt:

Wir haben dieses Shawarma Ramat Gan Rote Beete, Hummus mit Tahina Rukh und Hähnchen Shawarma. Das schmeckt schon sehr lecker. 

Stimmt.

Doch bei Florian Gleibs weiß man nie so genau, was er ernst meint und was nicht, zum Beispiel wenn er die Quelle seiner ausgefallenen Rezepte verrät:

Die habe ich von meiner Oma, jahrelang unter dem Kopfkissen versteckt und jetzt habe ich sie wiedergefunden und habe sie übersetzt aus dem Arabischen ins Hochdeutsche.

Und wie ist er auf die provokanten Plakate mit Frakturschrift-Sprüchen wie „Deutsche, trinkt bei Juden“ oder die „Judebeutel“ gekommen?

… als wir das Schmock aufgemacht haben … kamen natürlich ganz viele kreative Leute, weil die fanden das natürlich immer lustig. Das Thema ist ja auch sehr ergiebig. Alles was ums Judentum geht und dadurch, dass man ja Juden auch nachsagt, dass sie sehr viel Humor haben, haben wir viel rumgealbert… … über die Jahre hat jeder mal eine blöde Idee gehabt. 

Gutes Essen, israelischer Wein und Menschen aus angeblich verfeindeten Kulturen inspirieren.

Von Robert B Fishman

freier Journalist, Autor (Hörfunk und Print), Fotograf, Moderator, Reiseleiter und mehr

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