Kategorien
ecomedia. das journalistenbuero Projekte & Termine Radiobeiträge Text & Bild

Bauern im Netz: Online direkt bei den Landwirten einkaufen

Bauern im Netz: Online frisch und regional direkt bei den Landwirten einkaufen

von Robert B. Fishman

Not macht erfinderisch. Landwirtinnen und Landwirte bekommen vom Handel kaum noch auskömmliche Preise für ihre Lebensmittel: Die Kosten steigen schneller als die Einnahmen. Hinzu kommen strengere Auflagen für Umwelt und Tierwohl. 1950 gab es in Deutschland 1,6 Millionen Bauernhöfe. 2018 waren noch etwa 267.000. Allein in den letzten zehn Jahren hat jeder dritte Milchbauer aufgegeben. Es trifft vor allem die Kleinen. Wer im Preiskampf auf dem Weltmarkt überleben will, muss noch mehr noch billiger produzieren, obwohl Natur und Umwelt dabei auf der Strecke bleiben. Deshalb verkaufen immer mehr Bauern ihre Ware online direkt an die Verbraucherinnen und Verbraucher. Dabei hilft ihnen das Internet. Bei Wochenmarkt 24 bestellen die Kundinnen und Kunden online. Abends liefert die Erzeuger-Genossenschaft die Produkte vor die Haustür. Ähnlich arbeiten die Marktschwärmer. Mehrere Landwirte und Landwirtinnen verkaufen auf einer Online-Plattform. Geliefert wird zu festen Zeiten an einen Übergabepunkt in der nächstgrößeren Stadt.

Meine Reportagen über die Marktschwärmer und über Wochenmarkt 24 im Länderreport des Deutschlandfunk Kultur:

Online einkaufen auf dem Bauernhof

Hinter einer Lagerhalle in einem Bielefelder Gewerbegebiet Bielefeld surrt ein elektrischer Lieferwagen um die Ecke. Sekundenschnell hängt er den dieselbetriebenen Kollegen ab. Die Genossenschaft Wochenmarkt 24 e.G. liefert Lebensmittel direkt von Bauernhöfen mit elektrischen Streetscooter-Lieferwagen aus. Bestellt wird online. 

Walliser Schwarznasenschaf
Walliser Schwarznasen Schafe des Sender Wildhandels in Verl, Foto: Robert B. Fishman

Essen auf Rädern

„Die Post verkauft die Streetscooter jetzt günstig gebraucht“, erzählt Eike Claudius Kramer, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Wochenmarkt24. „Da haben wir zugeschlagen.“ Ein Siegerlächeln huscht über das schmale Gesicht des sonst eher bedächtigen 34-jährigen. Auf das Dach ihrer neuen Logistikhalle baut die Genossenschaft gerade eine Solarstromanlage. Diese lädt am Tag die Autos auf, mit denen nachts das Essen ausgefahren wird: Täglich außer sonntags liefern die Fahrerinnen und Fahrer in Bielefeld und Umgebung rund 800 Haushalten Lebensmittelpakete im Wert von durchschnittlich 40 Euro. Der Laden brummt -seit Beginn der Corona-Pandemie mehr denn je.

Bauern-Genossenschaft vermarktet selbst

2018 haben sich in Ostwestfalen Bäuerinnen, Bauern, Restaurantbetreiber*innen und einige kleine Verarbeiter*innen zur Genossenschaft Wochenmarkt 24 zusammengeschlossen. Diese bietet ihre Produkte gemeinsam auf www.wochenmarkt24.de direkt den Endverbrauchern an. Ein Logistik-Unternehmen holt die Waren auf den Höfen ab und bringt sie in die Logistikhalle. Dort stellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Warenpakete für die Kundschaft zusammen. Wer werktags bis 18 und samstags bis 14 Uhr online bestellt hat, bekommt seine gefüllte Thermobox noch in der folgenden Nacht vor die Tür gestellt. Schwierig ist es noch für die Bewohner:innen der Innenstadt. Nachts klingeln die Lieferfahrer nicht und auf dem Bürgersteig stellen sie die Ware auch nicht ab. Hier können die Pakete geklaut oder beschädigt werden. ….

Schweinehalterin Gabriele Mörixmann mit ihren Ferkeln im Aktivstall für Schweine
Schweinehalterin Gabriele Mörixmann mit ihren Ferkeln im Aktivstall für Schweine in Hilter,  Foto: Robert B. Fishman

Von Robert B Fishman

freier Journalist, Autor (Hörfunk und Print), Fotograf, Moderator, Reiseleiter und mehr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*